Das Rezept habe ich von meiner Omi. Sie war eine Sudetendeutsche aus dem Riesengebirge. Nach dem zweiten Weltkrieg musste sie ihre Heimat verlassen und ist in Dresden gelandet.
Sie war eine tüchtige Frau, die – wie so viele damals – ihre beiden Kinder alleine ernähren und großziehen musste. Das hat sie gut gemeistert. Hat sozusagen „ihren Mann gestanden“. Eine warmherzige, liebevolle Omi war sie nicht. Aber einmal im Jahr hat sie für uns gekocht; im September hat sie Pflaumenknödel für uns gemacht.
Vor drei Jahren ist sie mit 98 gestorben. Und nun führe ich die Pflaumenknödel-Tradition fort und beköstige die ganze Familie. Auch ich bin ja mittlerweile schon eine Oma.
Ja, so direkt „schön“ ist diese Geschichte vielleicht nicht. Halt eine typische deutsche Familiengeschichte, wie es sie zu Tausenden gab und gibt. Meine Omi hat viel Wert darauf gelegt, dass sie nicht geflüchtet ist, sondern vertrieben wurde. Eine Heimatvertriebene halt. Das gehört vielleicht nicht in den Blog, nur so zur Info.
Pflaumenknödel-Rezept für 3 Personen
am Vortag des geplanten Essens
- ca. 1,5 Pfund mehligkochende Kartoffeln mit Schale kochen, pellen und kühl stellen
am nächsten Tag
- Pflaumen (deutsche Hauspflaume, also kleine Pflaumen) waschen und entsteinen
- die Kartoffeln reiben
- 2/3 Kartoffeln und 1/3 Mehl mischen und gut durchkneten
- 1 Ei
- 1 Prise Salz und nochmals gut durchkneten
- Teigstückchen abreißen und eine Pflaume einlegen und einen schönen runden Knödel formen
- dabei die Hände immer mal wieder bemehlen, wenn es zu sehr klebt
- die Knödel in etwas Mehl wälzen und auf ein leicht bemehltes Brett legen
- Wasser kochen, bissel Salz rein
- die Knödel ins kochende Wasser geben und 5 Minuten kochen
- dann Herd ausschalten und noch etwa 15 bis 20 Minuten ziehen lassen.
Soweit das Rezept von meiner Oma.
Ich habe folgendes dazugefügt: da ich mir die Menge der benötigten Pflaumen nicht merke und immer lieber zuviel als zu wenig Pflaumen kaufe, habe ich welche übrig und koche Pflaumenkompott mit Zimtstangen und wenig Zucker. Das gebe ich noch warm über die Knödel. Ich mag das sehr, da ist es nicht so trocken.
Manche Leute machen in jede Pflaume, die in die Knödel kommt, ein Stück Würfelzucker anstelle des Steins. Ich lasse das weg. Bin nicht so „ne Süße“. Antje
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Markus (Donnerstag, 26 September 2024 21:42)
Das ist ganz wunderbar geschrieben!
Wiebke (Mittwoch, 02 Oktober 2024 14:21)
Ich lese und seh' die Bilder und mir "tropft der Zahn"! Meine Omi hat auch solche Knödel gemacht, und ich rieche und schmecke sie förmlich ...
Gibt's noch deutsche Hauspflaumen, auch wenn schon Oktober ist?!